Saarbrücker Solarunternehmer fährt elektrischen Sportwagen

Markus Jolly fährt ein Elektroauto der Marke Tesla. Foto: Becker&Bredel

Solarunternehmer Markus Jolly fährt einen elektrischen Sportwagen

Von Peter Wagner, 08.04.2015 00:00

Seit gut vier Jahren nutzt der Saarbrücker Markus Jolly einen Tesla-Roadster als Alltagsauto. Das elektrische Sportmobil hat ihn schon 77 000 Kilometer weit gebracht und nie im Stich gelassen. Der 48-Jährige ist sicher: Für die meisten Leute wäre ein E-Auto als Zweitwagen die beste Wahl.

Viele Kaufleute, die auf ihr Ansehen in der Kundschaft bedacht sind, fahren nicht zu kräftige, dezent lackierte deutsche Limousinen. Solch ein Auftreten steht für Seriosität und Bodenhaftung. Wer den „Dresscode“ für Dienstwagen außer Acht lässt, sollte triftige Gründe haben. So wie Markus Jolly. Der 48-jährige Unternehmer aus Saarbrücken steuert nicht nur einen grellen, zweisitzigen Sportwagen, sondern auch noch einen, den außer ihm kaum einer in Deutschland besitzt. Im Saarland schon gar nicht. Wo Jolly hinkommt, bleiben die Leute stehen und rätseln, was das für ein Geschoss sein mag.
Nun, es handelt sich um das erste Serienfahrzeug, das der amerikanische Hersteller Tesla auf den Markt brachte. Das von 2008 bis 2012 auf Basis des britischen Lotus Elise gebaute 300-PS-Auto mit knapp vier Meter langer Karbon-Karosserie fährt zu hundert Prozent elektrisch. Von null auf hundert in atemberaubenden 3,7 Sekunden, die stufenlos ohne Schaltvorgang zu erreichende Spitze ist abgeriegelt bei 200 km/h.
Weil Markus Jolly sein Geld mit erneuerbaren Energien, vor allem dem Bau von Solaranlagen, verdient, ist der Tesla dann aber doch nicht nur ein vertretbares, sondern fast schon das logische Fortbewegungsmittel, ein Vernunftauto gar. Bewusst „sonnengelb“ gefärbt, unterstreicht der Lifestyle-Sportwagen, den auch George Clooney und Arnold Schwarzeneggger bestellt haben sollen, die Öko-Profession seines Besitzers. Es versteht sich, dass der 48-jährige gebürtige St. Ingberter den elektrischen Wagenmeist  mit Solarstrom lädt. Was ihn von anderen E-Auto-Fahrern unterscheidet: Er nutzt den Tesla als Alltagswagen, ob in der Sommerhitze oder auf Schnee, auf allen Strecken, zu jeder Tageszeit, fürs Brötchenholen, für Geschäftstermine mit Banken, auf Ausflügen. Da die 400 Kilo schweren Batterien auf der Hinterachse liegen, ist die Bodenhaftung auf allen Untergründen vorzüglich.
Was der 1,2 Tonnen schwere Tesla nicht zu bieten hat, sind Komfort und Kofferraum, aber das unterscheidet ihn nicht von Roadstern mit Verbrennungsmaschine.
Bei einer Reichweite von 350 Kilometern nach jeder Vollladung sind bei den Fahrgewohnheiten seines Besitzers fast nie Zwangspausen zum Aufladen der Batterien nötig. Wenn Markus Jolly doch einmal weitere Strecken angeht, meldet er sich mit dem Smartphone an einer Tesla-Ladestation an (es gibt sogar eine in der Tiefgarage eines Saarbrücker Hotels), ein Ladevorgang dauert je nach technischer Ausstattung zwischen anderthalb Stunden und – theoretisch bei normalen Steckdosen – anderthalb Tagen.

Markus Jolly ist ein zu hundert Prozent überzeugter, mit Leidenschaft und Geduld erklärender, aber nicht missionierender E-Auto-Fan. „Für achtzig Prozent aller Leute wäre ein Elektroauto der ideale Zweitwagen, denn die hohen Anschaffungskosten sind durch niedrige Betriebskosten reinzuholen“, ist er sicher und rechnet vor, dass so ein Wagen zehn Jahre steuerbefreit und nahezu wartungsfrei sei, ein E-Motor gelte als „unkaputtbar“, kein Getriebe könne je versagen, kein Auspuff abrosten, und kein Ölwechsel sei nötig. Strom im Tank koste nur ein Viertel bis ein Drittel des Benzins. Einmal im Jahr verlange der Wagen einen 250-Euro-Check – fertig. Die einzigen Verschleißteile seien Reifen und Bremsen, die hochgerechnete Lebenserwartung des Tesla-Akkus liege bei über 15 Jahren.
Markus Jolly findet bedauerlich, dass die diversen Hersteller und Händler es noch nicht schafften, die Vorurteile gegen Elektroautos aus der Welt zu schaffen und ihre Vorzüge zu preisen. Die Angst vieler Zeitgenossen vor brennenden oder sonst wie „gefährlichen“ Elektroautos sei nicht angebracht.
Warum er nicht selbst E-Auto-Händler wird? Der saarländische Markt sei halt doch sehr überschaubar, analysiert der Experte und erinnert an die von Pharmahändler Prof. Edwin Kohl an den Start gebrachte Firma Mia, deren hübsches und praktisches Kleinwägelchen aber nicht zum Erfolg gefahren werden konnte. Vielleicht fehlte aber bloß ein glühendes Verkaufstalent wie Markus Jolly?

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